Die Wissenschaftsstadt Darmstadt prüft in Kooperation mit dem Zweckverband Abfallverwertung Südhessen (ZAS) und der ENTEGA AG aktuell die Umstellung von Abfallsammelfahrzeugen des EAD auf Wasserstoffantrieb. Konkret plant der EAD, ab dem Jahr 2023 ein mit Wasserstoff angetriebenes Müllfahrzeug pro Jahr in Betrieb zu nehmen und damit den mit Wasserstoff betriebenen Fuhrpark schrittweise auszubauen.
Der für den EAD zuständige Stadtkämmerer André Schellenberg betont: „Unser Ziel ist es, den Anteil an umweltfreundlicheren und emissionsärmeren Fahrzeugen im städtischen Fuhrpark sukzessive weiter zu erhöhen. Wasserstoff wird insbesondere bei schweren Nutzfahrzeugen ein enorm wichtiger Energieträger werden. Daher prüfen wir, in welchen Bereichen die Beschaffung entsprechender Fahrzeuge sinnvoll und welche Infrastruktur dafür nötig ist. Der EAD setzt – Stichwort Elektrofahrzeuge – seit vielen Jahren alternative und umweltfreundliche Antriebsarten ein. Nun wollen wir daran gehen, in der Abfallentsorgung Wasserstofffahrzeuge einzusetzen, wo immer dies möglich und praktikabel ist.“
Die für die Fahrzeuge zukünftig notwendige Wasserstoffmenge wurde kürzlich mittels einer interkommunalen Vereinbarung mit dem Zweckverband Abfallverwertung Südhessen (ZAS) und der ENTEGA AG bereits vorab gesichert. Im Rahmen eines Forschungsprojektes (DELTA) soll am Müllheizkraftwerk (MHKW) in Darmstadt die Infrastruktur für Produktion und Nutzung von Wasserstoff aufgebaut werden. Die Genehmigung für das Projekt DELTA unter Konsortialführerschaft der TU Darmstadt wird für das Frühjahr erwartet. Geplant ist, einen Wasserstoff-Elektrolyseur mit einer Leistung von einem Megawatt und eine Betankungsanlage für Busse und Müllfahrzeuge zu errichten. Der entsprechend dimensionierte Elektrolyseur soll den Wasserstoff aus dem aus verbranntem Abfall gewonnenen Strom gewinnen. Für eine „gelebte“ Kreislaufwirtschaft soll der biogene Müllanteil der Restabfälle Darmstadts gedanklich den Antriebsstoff für die emissionsfreien Abfalltouren des EAD liefern.
Der Vorstandsvorsitzende des ZAS, Landrat Klaus Peter Schellhaas betont, „Gemeinsam mit dem EAD gießen wir hier das notwendige Fundament, um zukunftsweisenden Technologien auch hier vor Ort den Weg zu ebnen.“
Hintergrund:
Seit Vorstellung der „Nationalen Wasserstoffstrategie“ der Bundesregierung (Mai/Juni 2020) ist deutlich geworden, dass das Element Wasserstoff in großem Maße zum Gelingen der Energiewende in Deutschland beitragen soll. Die Vorteile von Wasserstoff als Energieträger sind unter anderem seine große Verfügbarkeit, sowie seine zahlreichen Speicher- und Anwendungsmöglichkeiten. Die Entwicklung von Wasserstofftechnologien sowie die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Wasserstoffmobilität werden seit geraumer Zeit durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im Rahmen des „Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie“ (NIP) gefördert. Vor allem bei Nutzfahrzeugen wird der Energieträger als reelle Alternative zu herkömmlichen Dieselfahrzeugen betrachtet und steht im Fokus zahlreicher Forschungs- und Förderprojekten. Im Unterschied zu Dieselmotoren stoßen mit Wasserstoff angetriebene Fahrzeuge – so wie Elektrofahrzeuge auch – weder Kohlenstoff noch Stickstoffoxide aus. Zudem sind sie ebenfalls besonders geräuscharm.