Im Rahmen eines Förderprojekts des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zur Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel wird die Wissenschaftsstadt Darmstadt ab Ende Februar ein Konzept zur Resilienzsteigerung der städtischen Vegetation durch ein pflanzenkohlebasiertes Pflanzkonzept erproben. An 23 Baumstandorten im Stadtgebiet entlang der Weiterstädter Landstraße, Frankfurter Straße, Flotowstraße, Jahnstraße und der Reuterallee wird dabei vom Grünflächenamt untersucht, wie eine Beimischung von Pflanzenkohle mit der Jungbaumpflanzung die Vitalität von Bäumen beeinflusst. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Hochschule Geisenheim.
Die positiven Eigenschaften des Substrats wie Steigerung der Bodenfruchtbarkeit, Nährstoffspeicherung, hohe Wasserspeicherkapazität und Filterwirkung stimmen die Projektbeteiligten um Grünflächenamt, Eigenbetrieb für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen (EAD), Mobilitäts- und Tiefbauamt sowie die Hochschule Geisenheim hoffnungsvoll. Zudem wird atmosphärisches Kohlenstoffdioxid in Form der Pflanzenkohle dauerhaft im Boden gebunden. Laut Versuchsdesign werden zwölf Baumgruben mit einer Mischung aus Baumsubstrat, Pflanzenkohle und Kompost, elf weitere Baumgruben wie bisher mit reinem Darmstädter Baumsubstrat als Referenz verfüllt.
„Hohe Temperaturen, niedrige Luftfeuchtigkeit und eine geringe Wasserverfügbarkeit insbesondere während der Vegetationsphase im Sommer sind klimawandelbedingte Herausforderungen, mit denen Stadtbäume zu kämpfen haben“, erläutern Grünflächendezernent Michael Kolmer und Stadtkämmerer André Schellenberg. „Die Stressbelastung durch Hitze und Trockenheit verursacht an verschiedenen Stellen innerhalb der Stadt bereits sichtbare Schäden an der Vegetation. Die Strategie zum Umgang mit den städtischen Grünflächen muss daher in den kommenden Jahren an die sich verändernden Gegebenheiten angepasst werden. Hierzu wollen wir im Rahmen dieses spannenden Pilotprojektes mithilfe unserer eigens produzierten Pflanzenkohle neue Lösungen und Methoden zur Erhöhung der Resilienz der Vegetation gegen schädliche Klimaeffekte entwickeln“, so die beiden Dezernenten.
Die verarbeitungsfertig aufbereitete Pflanzenkohle liefert der EAD. Die vom EAD produzierte Pflanzenkohle aus städtischem Grünschnitt wird in einer Karbonisierungsanlage in Kranichstein mit Kompost vermischt und so zu Pflanzenkohle-Substrat weiterverarbeitet. Dieses ist dann für die Maßnahme verwendbar.
Die Hochschule Geisenheim führt neben Boden- und Bodenwasseranalysen zur Untersuchung der Nährstoffversorgung und Wasserhaltefähigkeit des Substrats auch Blattanalysen durch. Ergänzend dazu werden die Bäume mittels Laserscanner (Light Detection and Ranging – LIDAR) digitalisiert, um weitere Vitalitäts- bzw. Wuchsparameter erfassen zu können.
Hintergrund zur Förderung: Das Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ fördert investive Projekte mit hoher Wirksamkeit für Klimaschutz (CO2-Minderung) und Klimaanpassung, mit hoher fachlicher Qualität, mit überdurchschnittlichem Investitionsvolumen oder hohem Innovationspotenzial. Dafür hat das BBSR zur Förderung des Projektes eine Zuwendung aus Bundesmitteln in Höhe von einer Million Euro zur Verfügung gestellt. Förderprojekte müssen von den betreffenden Kommunen mitfinanziert werden.